Legal Tech

Interview 2022

Legal Tech Hub: Welche Ziele gibt es für das Jahr 2022 im Bereich Legal Tech?
Wolfgang Pichler: Alle unsere Anstrengungen ranken sich um die RDB. Dabei geht es einerseits um den kontinuierlichen Verbesserungsprozess, aber wir wollen auch mindestens eines unserer Forschungsprojekte im heurigen Jahr an die Kunden ausrollen. 

 

Legal Tech Hub: Welche Herausforderungen gibt es momentan im Legal Tech Bereich?
Wolfgang Pichler: Das größte Thema ist die Marktrelevanz. Solange die potenziellen Kunden auf Individuallösungen beharren, wird diese nicht zu erreichen sein. Aber auch der regulatorische Rahmen ist nicht gerade innovationsfördernd, wenn man zB. auf das Berufsrecht oder das Datenschutzrecht blickt. Das der Geheimnisschutz ist ein hohes Gut ist, steht außer Frage. Ob die Branche aber die Kraft haben wird, entscheidende Digitalisierungsschritte ausschließlich aus sich heraus zu schaffen, wird mancherorts bezweifelt. Aus meiner Sicht ist auch die Anonymisierung an sich öffentlicher Gerichtsentscheidungen potenziell ein Hemmschuh für die Entwicklung.

 

Legal Tech Hub: Welche Pain Points existieren noch in der Branche?
Wolfgang Pichler: Der größte Pain Point ist das passive Kundenverhalten und der Mangel an Fachkräften. Erst kürzlich hat ein Tech-affiner Rechtsanwalt bei einer Veranstaltung in diesem Zusammenhang von einer „Legal-Tech-Blase“ gesprochen. Das halte ich zwar für übertrieben, aber ganz unrecht hat er nicht, wenn er z.B. hervorhebt, welcher Kenntnisse und Fähigkeiten bereits die Verwendung von so genannter no-code-Software bedarf.

 

Legal Tech Hub: Gab es bereits Rückmeldungen in der Zusammenarbeit mit Digitalisierungsprojekten ? Wenn ja, wie war die Erfahrung/Resonanz?
Wolfgang Pichler: Unsere Erfahrung ist, dass die Einführung von Automatisierungs-Software kein Softwareprojekt ist, sondern ein Reorganisationsprojekt, wo Verlage bzw. Datenbankanbieter keine Startvorteile genießen und auch Beratungskompetenzen gefragt sind, die so meist nicht vorrätig sind.

 

Legal Tech Hub: Die hauseigene Datenbank RDB wird stets erweitert: Wie haben die Kunden reagiert? 
Wolfgang Pichler: Wir investieren stark in die permanente Verbesserung unserer Datenbank. Beispiele zuletzt waren etwa die neue Content-Kategorie der „RDB-Keywords“, und auch für 2023 haben wir wieder etwas Neues vor. Dazu kommt eine massive Anreicherung durch Metadaten, Verbesserungen im Rahmen der Suche und nicht zuletzt ein Neubau der technischen Infrastruktur, den wir heuer abschließen werden. Die Reaktionen unserer Kunden, die wir messen können, bzw. die über Kundenbeirat und Vertrieb/Hotline einlangen, sind äußerst vielversprechend.

 

Legal Tech Hub: Wenn man sich im Rahmen eines LTHE Accelerator Batches ein Start up selbst kreieren/erfinden könnte, nach welchem ist die Sehnsucht am größten?
Wolfgang Pichler: Ich würde eines erfinden, dass Rechtstexte (Gesetze, Urteile, Schriftsätze …) vollautomatisch in allgemein verständliches Deutsch übersetzt und dabei auf logische Konsistenz prüft.

Dr. Wolfgang Pichler, Chief Evangelist arbeitet seit über 35 Jahren bei MANZ.